Lebhaftes Gedenken Pogrom

Zehdenick: Jiddische Lieder und Geschichten in der Klosterscheune.

Märkische Allgemeine Zeitung, November 2003

 

 

Lebhaftes Gedenken Progrom „Es singt in mir die Nachtigall“ - Katjusha und ihr kleines exquisites Ensemble mit der georgischen Konzertpianistin Irina Hoperia-Lakia und dem Bassisten Bernd Gesell waren ein Genuß. 

Die alte Feldscheune mit ihrer guten Akustik tat das Übrige, um ihr neues, feinfühliges Programm „S’ zingt in mir a Solowey“ (Es singt in mir die nachtigall) atmosphärisch zu erhöhen. 

 

Sie ist alles in einem - tanzende Sängerin, singende Tänzerin, schauspielernde Geschichtenerzählerin. Da wird das Lied plötzlich zum Tanz. Ihre Schuhe fliegen unter das Piano, bei dem sie gerade sittsam vor dem Mikro stand. Sie, die Autodidaktin, die erst sehr spät Unterricht bekam, steppt und schwingt rhythmisch ihren Körper.

Atemberaubend virtuos traf Katjusha Kozubek in der Klosterscheune Zehdenick den Nerv jiddischer und der Sintimusik. Sie, die keine Sintezza ist, ist dazu geworden. Nur so kann sie glaubhaft Herz und Sinn des Publikums einfangen, nicht nur in Zehdenick. 

Seit Jahren zählt ihre posie- und humorvolle Darstellung jiddischen Lebens zum festen Repertoire des Berliner Hackeschen Hoftheaters. Den zahlreich Gekommenen dankte sie ganz besonders: “Es ist schön, hier zu sein. Das ist ganz etwas anderes als in Berlin. Sie haben so aufmerksam zugehört. Es waren intensivere zwei Stunden als je in der Großstadt. Da geht es mir wie vielen anderen Künstlern, die gern in’s Land fahren.“

Die schöne, temperamentvolle Katjusha weiß genau, wovon sie spricht. 

Sie lebt in Berlin unter polnischen und deutschen Sinti. 

 

Geboren wurde sie in Thüringen. In ihrer Ahnentafel erscheint einzig ein ungarischer Roma-Urgroßvater. In einem von russischer und polnischer Kultur geprägten Umfeld wuchs sie auf. Seit 18 Jahren tritt sie erfolgreich mit ihren Liedern im In- und Ausland auf. 1996 debütierte sie als Schauspielerin während einer Tournee mit dem jiddisch-russischen Theater „Grimassa“ in den Niederlanden. Es folgten Rollen in Stücken nach Erzählungen von Alexander Puschkin und Iwan Turgenjew, die sie bis zum Moskauer Eremitage Theater führten. Seit 2002 arbeitet sie beim Sinti Radio „Latscho Dibes“.

 





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